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„Ein Trainer, der nicht nur darüber nachdenkt, wie die Spieler besser gegen den Ball treten können, sondern der auch über den Tellerrand hinausdenkt.“ So beschrieb Dr. Bastian Vergnon als Projektleiter des Oberpfalz Start-up HUB (O/HUB) den Profitrainer Michael Köllner. Mit dem O/HUB-Talk will die Gründungsförderung der OTH Amberg-Weiden das ebenfalls tun: Mit Themen über den Tellerrand der Start-up Szene schauen und Neues daraus lernen.

Beim ersten O/HUB-Talk ging es um „Werteorientiertes Führen am Beispiel Profifußball“. Dazu sprach mit Michael Köllner ein ausgewiesener Experte. Als Trainer des TSV 1860 München verbringt er „mehr Zeit mit der Mannschaft als mit der Familie“. Daher ist ein intaktes Verhältnis zu dieser für ihn als Führungskraft die Basis.

Daher legt er mit jeder Mannschaft vor Beginn der Saison einen „inneren Kompass“ aus Werten fest. Dieser wird als Leitbild zum Beispiel mit den einzelnen Spielern diskutiert und anschließend verschriftlicht. Er dient auch dazu, gegenüber den vielfältigen Erwartungen an die Mannschaft und unter Druck weiterzuarbeiten sowie verschiedene Themen an einzelne Spieler zu kommunizieren.

Seiner Erfahrung nach ist dieses Führungsprinzip auch im Profifußball noch selten. Stattdessen setzen die meisten Vereine auf einen Strafenkatalog und Disziplinarmaßnahmen, um eine Mannschaft zu führen. Für Michael Köllner ist beides aber ein Zeichen mangelnden Vertrauens. Bei ihm gibt es nur eine Strafe für einen Spieler: „Er kann am Training oder am Spiel nicht teilnehmen.“ Ansonsten führt er vor allem durch Vertrauensaufbau und das Ausleben von Konflikten. Zum Beispiel über 4-Augen-Gespräche mit den Spielern, um diese abzuholen.

Die gemeinsamen Werte einer Mannschaft sind allerdings sehr verschieden. Denn jede Gruppe und jede Saison sind „völlig unterschiedlich“. Daher erarbeitet Michael Köllner vor jedem Saisonstart neue Werte und nutzt dafür neue Methoden unter der Anleitung von Profis, zum Beispiel im nächsten Trainingslager LEGO® Serious Play®.

Für sich selbst sieht er vor allem die Werte Authentizität, Ehrlichkeit und Direktheit als wichtig. Das sei zwar schwierig, zum Beispiel wenn er im Urlaub Spieler anrufen müsse, um ihnen mitzuteilen, dass „sie bei uns keine Rolle mehr spielen“. Am Ende bedanken sich die Spieler aber für die Ehrlichkeit, denn sie können dann selbst besser planen.

Diese Werte vertritt Michael Köllner auch gegenüber „inoffiziellen“ Vorgesetzten wie Fans, Sponsoren oder den Medien. Diese sind „sehr schwierig zu führen“, denn ihre Bewertung „erfolgt jede Woche und nicht wie bei einem Startup jedes Quartal“. Daher ist es für ihn wichtig, sich vorher zu informieren, „welche Kräfte in einem Verein wirken“. Daneben braucht es Empathie, „um zu wissen aus welcher Rolle heraus jemand etwas tut“: Fans verfolgen bestimmte Interessen aus anderen Motiven als Sponsoren. Ansonsten folgt er auch hier seinen eigenen Werten, denn er muss seine Rolle als Führungskraft auch mit sich selbst vereinbaren. Daher lobte er zum Beispiel ehrlich einen Investorenvertreter für dessen Unterstützung bei Transfers, obwohl dieser bei den Fans wegen anderer Themen umstritten war.

Ansonsten sucht er für das werteorientierte Führen jedes Jahr neue Inspiration. Zum Beispiel ging er vor einigen Jahren mit den Profifußballern des 1. FC Nürnberg im Trainingslager auf einen Südtiroler Friedhof. Denn „jeder muss mal auf den Friedhof, egal ob zu einer oder seiner Beerdigung“ und solche Orte der Stille inspirierten auf eine ganz eigene Weise. Wichtig sei es dabei, die Geschichte des Ortes auf die Geschichte der Mannschaft zu übertragen. So ging er letztes Jahr mit seinen Spielern in das Museum einer bekannten Bergsteigerin, um die Mannschaft für Extremsituationen zu motivieren.

Zuletzt spielt für ihn das Thema persönliche Wertschätzung eine große Rolle im Führen. Daher verpackt er auch persönliche Botschaften wie „gut gemacht“ in die täglichen Berichte an seine Spieler. Für ihn ist es „schön, wenn man sich Jahre später trifft“ und die Spieler zeigen, dass er damit ihr Leben positiv beeinflusst hat.

Nach diesem Input gab es eine lange Fragerunde mit dem Publikum. So ging es zum Beispiel um die Frage, ob werteorientiertes Führen auch bei Spitzenspielern in der Champions League funktioniert. Für Michael Köllner in jedem Fall, „denn das sind Menschen, die zwei Dinge antreiben“. Erstens die persönliche Karriere und zweitens Menschen an der Seite zu haben, die diese Karriere positiv beeinflussen können. Dazu gehört auch das Beantworten von Fragen nach dem Sinn des Lebens oder das Bedürfnis nach Vertrauen.

Am Ende schloss sich Michael Köllner dem Kommentar eines Fragestellers an: „Führen ist tägliche Arbeit“. Denn nur so könne er gemeinsam mit einer Mannschaft an „einem Thema schrauben“. Am Ende werden er dann durch die Spieler selbst auch „ein besserer Mensch“.

Zum Bild: Beim ersten O/HUB-Talk an der OTH Amberg-Weiden sprach mit Michael Köllner ein ausgewiesener Experte zum Thema „Werteorientiertes Führen am Beispiel Profifußball“. Die Veranstaltung moderierte der Projektleiter des O/HUB an der Hochschule, Dr. Bastian Vergnon.
Quelle Bild: Dr. Bastian Vergnon

O/HUB Verbundprojekt in der Oberpfalz

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