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„Sie haben 1 ½ schlechte Jahre und verhindern trotzdem nicht das, was sie mit dem Aussitzen des Konflikts vermeiden wollen.“ So fasste Dr. Bastian Vergnon das Verhalten bei Konflikten auch in vielen Gründungsteams zusammen. Damit das nicht mehr so passiert, organisierte der Oberpfalz Startup HUB (O/HUB) mit der „Conflict Fuckup Night“ einen Abend voller Input zu Konflikten und Konfliktlösung, kombiniert mit Praxisbeispielen der vier Referentinnen und Referenten.
Zuerst forderte die Gründer- und Wirtschaftsmediatorin Manuela Zehender mehr „Konfliktmut“. Denn sie wird „immer gerufen, wenn es in Firmen schon kracht und knallt“. Dahinterstecken aber immer die gleichen Konfliktspiralen: „Hinter den Positionen, die aufeinanderprallen, stehen immer allgemeine Interessen, Gefühle und Bedürfnisse der Parteien.“
Um diese negativen Entwicklungen zu verhindern, empfahl sie einen Perspektivwechsel für die Gefühle anderer und ein ehrliches Wahrnehmen der eigenen Gefühle. Zum Beispiel verbergen sich hinter der Forderung nach „mehr Gehalt“ unterschiedliche Bedürfnisse, von „Wertschätzung“ über „Unabhängigkeit“ bis zu Kauf eines „Porsche“.
Zusammengefasst lautete ihre Lösung für Konflikte:
- „Andere verstehen, dann selbst verstanden werden wollen.“
- „Ohne Kommunikation keine Konfliktlösung“
Daran schloss Constantin Guldan, Gründer des Startups Partnerinstitut, an. „Die meisten Leute sehen Konflikte als etwas Negatives und weichen aus.“ Doch, „wenn die richtigen Leute einen Konflikt führen, kommt was Gutes dabei raus.“
Daher geht er Konflikte in drei Schritten an. Zuerst fragt er, ob das Ergebnis einer Konfliktlösung wirklich den Konflikt wert ist. So lohne sich zum Beispiel mit seinem Mitgründer jeder Konflikt um die beste Lösung für seine Kunden. Wenn er diese Frage so beantwortet hat, diskutiert er den Konflikt und das Ergebnis solange, „bis beide Seiten cool damit sind.“ Zuletzt gab er den Tipp, bei Konflikten Gegner und Mitstreiter als Motivatoren zu nutzen. Seine Motivation zur Gründung resultierte zum Beispiel auch aus harter, unsachlicher Kritik auf eine Vorstellung seiner Gründungsidee.
Katrin Hößl, selbstständige Trainerin und Mediatorin sowie Gründungscoach beim O/HUB an der OTH Regensburg, zeigte danach mögliche Folgen bei ungelösten Konflikten. So litten Teams an Vertrauensverlust und verloren dadurch Mitglieder. Um Konflikte positiv zu kanalisieren, gab sie daher wertvolle Tooltipps wie Team Canvas, Daily Scrum und Sprint Retrospective.
Den letzten Impuls gab Kurt Salman, Mitglied des Management-Teams beim Start-up openpack. Dort muss er „innovative Ideen kreativ vorantreiben“. Denn um Erfolg zu haben, „Startups müssen an Ihre Grenzen gehen“. Dafür müssen in diese Teams „Konflikte schnellstmöglich ansprechen und austragen, aber so den Fokus wieder auf die Vision des Startups legen.“
Danach ging es in der Fragerunde um ungelöste Konflikte, die schiefgelaufen sind. Zum Beispiel bei einer App-Entwicklung, die wegen Konflikten viel Geld verschwendete, obwohl die App komplett an der Zielgruppe vorbeientwickelt war.
Allerdings können auch auf den ersten Blick harte Konflikte ein gutes Ende für Menschen nehmen. So wäre zum Beispiel eine Trennung für viele Teams etwas Befreiendes.
Daher ist es immer besser, Konflikte auszutragen als sie auszusitzen, so das Fazit.
Weitere Informationen zu den Angeboten des O/HUB an der OTH Amberg-Weiden bekommen Sie auf der Seite https://www.oth-aw.de/ohub oder über den Projektleiter des O/HUB, Bastian Vergnon, unter +49 (961) 382-1915 oder b.vergnon@oth-aw.de.